Epochenunterricht
Während es im Epochenunterricht des 5. und 6. Schuljahres vor allem darum geht, an sehr unterschiedlichen Themen das Lernen zu lernen, liegt der Schwerpunkt in den Jahrgängen 7 bis 10 auf inhaltlichen und methodischen Aspekten, dem gemeinschaftlichen Arbeiten, dem fachlichen Austausch zu den einzelnen Epochenthemen sowie der Präsentation von Arbeitsergebnissen. Auch in diesen Altersstufen speisen sehr viele Fächer ihre Stunden in die unterschiedlichen Epochenthemen über das Schuljahr verteilt ein. Eine fachliche Rückmeldung erhalten die Schüler durch den Austausch mit den Fachlehrern während der Epoche, eine Facheinschätzung am Ende des Themas sowie unzensierte und zensierte (ab dem 8. Schuljahr) Leistungserhebungen.
Unseren Schülern wird in ihrer Obergruppenzeit im Epochenunterricht viel abverlangt: den eigenen Lernprozess über die Dauer einer Epoche zunehmend selbstständig planen, den Willen aufbringen, das Geplante auch umzusetzen, die Epoche zu dokumentieren und zu reflektieren, sich mit anderen absprechen, Exkursionen für die Lerngruppe zu organisieren und zu leiten. Dabei gibt es bei einigen Schülern, vor allem in der 7/8, auch Täler zu durchschreiten. Hier geht es in erster Linie um Lernen durch Einsicht, nicht durch Sanktionen. Beratende Gespräche mit dem Epochenbegleiter, das Setzen eigener Ziele und regelmäßige Reflexion helfen, sich auch in schwierigen Zeiten zu orientieren und zu einer positiven Lernhaltung zu finden, die es dann auch ermöglicht, den individuell bestmöglichen Schulabschluss anzugehen.
Verwoben ist der Epochenunterricht in der Obergruppenzeit auch mit anderen pädagogisch-fachlichen Bausteinen, wie dem Fach Deutsch, der Herausforderung und dem Fach Arbeiten & Wirtschaften.
Überblick Epochen-Themen
Klassenstufe 7 Mittelalter / Strom / Forscher & Entdecker / Reformation / Wissenschaftskarussell / Blauer Planet / Familie
Klassenstufe 8 Wahrnehmung / Reise ins ICH / Blockwoche Chemi I & II / Revolution / Demokratie / Energie / Islam / Herausforderung
Unterrichtsinhalte aus den Fächern:
Biologie, Physik, Chemie, Geografie, Geschichte, Ethik/Religion, Kunst, Musik, Technik
Klassenstufe 9 Heimat verstehen / Welt im Wandel / Europa / Modellbau / Nationalsozialismus / Amerika / (Prüfungsvorbereitung)
Klassenstufe 10 Deutsche Teilung / Architektur / Konflikte / Vernetzung / Weltreligionen / Prüfungsvorbereitung
Unterrichtsinhalte aus den Fächern:
Biologie, Physik, Chemie, Geografie, Geschichte, Ethik/Religion, Kunst, Musik, Technik
Erdkinderplan / Arbeiten und Wirtschaften (AWi)
„Der Jugendliche ist auf der Suche nach seiner Position in der Gesellschaft“
Maria Montessori
Wer bin ich? Was kann ich? Was ist mein Lebensplan?
Die pädagogischen Vorstellungen Maria Montessoris für das Jugendalter bezeichnete sie selbst als Erdkinderplan. Herzstück dieses Erdkinderplans an unserer Schule ist das Unterrichtsfach Arbeiten & Wirtschaften, eng verbunden mit einem Praktikumskonzept für die Jahrgangsstufen 7 bis 10 und verwoben mit anderen pädagogischen Bausteinen, wie z.B. dem Epochenunterricht und den Herausforderungen.
Montessoris Erdkinderplan sah vor, dass die Jugendlichen fern ab ihrer Ursprungsfamilie, begleitet durch Erwachsene einen Bauernhof, eine Pension und ein Geschäft führen, um so im „richtigen“ Leben lernen und Erfahrungen sammeln zu können. Was macht man nun aus dieser Idee im 21. Jahrhundert?
In den Klassenstufen 7 und 8 gehen unsere Schüler alle zwei Wochen einen kompletten Tag an unsere Außenstelle am Forsthaus Willrode. Hier bearbeiten wir in Vier-Felder-Wirtschaft einen großen Bauerngarten, der von uns selbst angelegt wurde. Wir ziehen Obst und Gemüse sowie Kräuter für den Eigenverbrauch, aber auch für den Verkauf. Außerdem pflegen wir zwei große Streuobstwiesen, auf denen unsere Aktiv-Schulbienen im Frühjahr Honig für uns einbringen. An unserem Lehrbienenstand lernen die Jugendlichen erste Handgriffe der Imkerei und verknüpfen so ihr Wissen aus dem Epochenunterricht zum Thema Insekten. Auch im forstwirtschaftlichen Bereich sind wir tätig. Wir pflanzen Bäume, pflegen Bestände und produzieren Brennholz. Gearbeitet wird rund um das Jahr, denn es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur unpassende Kleidung. Schwerpunkte dieser beiden Jahre liegen also auf der Produktion von Rohstoffen und ersten Erfahrungen in der Vermarktung. Anstelle von Lehrbüchern tritt die Lebenswirklichkeit und wie Hartmut von Hentig es so schön sagte, „die nützliche Erfahrung, nützlich zu sein“.
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Unser Bauwagen
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Beet
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Beet
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Kochgruppe
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Kochgruppe
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Ernte
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Imkern
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Bienenkasten
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Imkern
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Imkeranzüge
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Holzarbeit
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Holzarbeit
In der Klassenstufe 9 entwickeln die Jugendlichen ein Halbjahr lang eine erste eigene Geschäftsidee. Entrepreneurship Education hilft ihnen, sich ihrer eigenen Stärken bewusst zu werden, in Möglichkeiten und nicht in Grenzen zu denken, ihren Gründergeist zu wecken und eine Methode zu erlernen (Canvas Model), ihre Idee auf die Füße zu stellen und zu Papier zu bringen. Höhepunkt dieses Prozesses ist die Präsentation der eigenen Geschäftsidee vor einer externen Jury, bestehend aus UnternehmerInnen der Region.
Im anderen Schulhalbjahr werden die Jugendlichen wieder ganz praktisch – dieses Mal im Handwerk – tätig und erlernen Grundlagen der Schneiderei als einen Bereich der Rohstoffverarbeitung. Ziel ist es, ein eigenes Schneiderprojekt zu planen und umzusetzen.
Das erste Halbjahr der Klassenstufe 10 steht unter dem Motto „Bewegt was!“. Gemeinsam mit anderen gilt es, eine Geschäftsidee, ein Projekt, einen Verein, eine Demo oder was auch immer ins Rollen zu bringen, umzusetzen und zu reflektieren. Einzige Vorgabe: Die Idee muss sich wirtschaftlich im Mindesten selbst tragen. Begleitet wird der Prozess durch Module wie Finanzierung, Marketing, Buchhaltung und Management. Die Schüler präsentieren ihr Projekt vor eine Fachprüfungskommission.
Im zweiten Halbjahr der 10. Klasse gilt es das große Abschlussprojekt zu planen und umzusetzen. Dieses ist im kulturellen Sektor, als einen Bereich des Dienstleistungssektors angesiedelt.
Hier schließt sich ein Kreis. Hilf mir, es selbst zu tun. Unsere Jugendlichen sind als eigenständig Wirkende in unserer Gesellschaft angekommen und machen hoffentlich zukünftig manches besser als wie Alten.
Praktika
Eingebunden in den Erdkinderplan der Jahrgangsstufen 7 bis 10 absolvieren unsere Jugendlichen während ihrer Schulzeit mindestens drei Praktika (je zwei Wochen). Dabei geht es vor allem darum, außerhalb der Schule an der Seite von Experten tätig zu werden, Berufsfelder zu erkunden, Vorstellungen auf der Basis von selbst Erlebtem zu entwickeln.
Erste Erfahrungen sammeln die Schüler in der Jahrgangsstufe 7 im Bereich der Produktion von Rohstoffen. Tätig werden können sie dabei in der Land- oder Forstwirtschaft, im Gartenbau, der Imkerei oder Fischerei.
In der Jahrgangsstufe 9 ist die Praktikumszeit der Verarbeitung von Rohstoffen in den Bereichen Handwerk, Industrie oder Bau gewidmet. Im Folgejahr machen die Jugendlichen erste Erfahrungen im Dienstleistungssektor.
Die Praktikumsstellen suchen sich die Schüler selbst. Angeleitet im Deutschunterricht erstellen sie eine Bewerbung mit Anschreiben, Lebenslauf sowie geeigneten Anhängen. Wir ermuntern die Jugendlichen, für ihre Praktikumszeit durchaus den Blick über den Stadtrand zu wagen und gerade in den oberen Klassenstufen diese Zeit auch zu nutzen, um Erfahrungen außerhalb ihrer Familien in der Fremde zu machen. Allen Praktika liegt ein jeweiliger Praktikumsauftrag zu Grunde. Die Zeit ist von den Schülern zu dokumentieren und geordnet in einem Praktikumshefter vorzulegen. Dem Alter entsprechend präsentieren die Jugendlichen ihre Erfahrungen vor den Jahrgangseltern oder in schuloffener Runde.
Herausforderung
Mit der Sicherheit im Gepäck, bereits einmal eine große Herausforderung gemeistert zu haben, entwickeln die Schüler der Obergruppen im Herbst des 8. Schuljahrs im Rahmen des Epochenunterrichts zum Thema „Reise ins ICH“ erste Vorstellungen für ihre ganz individuelle Herausforderung, für die ihnen im Frühjahr eine ganze Woche zur Verfügung steht. Diese Idee präsentieren sie in einem Schüler-Elternabend. Eltern und Lehrer entscheiden dann gemeinsam, ob sie dieser Idee zustimmen und die Vorbereitungen beginnen können. Vorgaben dabei sind, dass es sich um eine echte und persönliche Herausforderung handeln muss und der Jugendliche während der Woche sich eigenständig verpflegt und untergebracht ist, also nicht Zuhause lebt. Finden sich mehrere Schüler mit ähnlichen Zielen, können diese die Herausforderung auch gemeinsam angehen. Die Vorbereitungszeit wird von regelmäßigen Besprechungen mit einem Mentor begleitet. In der Woche der Ideenumsetzung greift der Begleiter, wie bereits zur Herausforderung im 6. Schuljahr, nur ein, wenn Leib und Leben tatsächlich in Gefahr sind oder Rechte Dritter so missachtet würden, dass mit rechtlichen Konsequenzen zu rechnen wäre.
Die Präsentation zu dieser Herausforderung ist für die Schüler erstmals vor einem schuloffenen Publikum. Das bedeutet also nicht mehr nur im geschützten Kreis der Stammgruppe, des Kurses oder der zugehörigen Eltern.
Viele Jugendliche erleben diese Woche als ganz besondere Zeit. Es wird ihnen etwas zugetraut, daraus kann Selbstvertrauen wachsen.
Beispiele für Schülerherausforderungen aus dem letzten Schuljahr:
- Den Saaleradweg in fünf Tagen
- Pilgern auf dem Jakobsweg
- Das Meer schützen – Praktikum im Nationalpark Vorpommerische Boddenlandschaft
- Leben wie die Germanen
- Bauernhoftour zu Fuß – Arbeiten für Kost und Logis
- Ein Forum programmieren
Jahresarbeit
Wie auch in der Mittelgruppenzeit, schreiben die Schüler der Klassenstufen 7 und 9 eine Jahresarbeit zu einem Thema ihrer Wahl, mit dem sie sich über einen längeren Zeitraum hinweg auseinandersetzen möchten. Zusätzlich entwickeln die Schüler der Klassenstufe 9 in ihrem Handwerkerjahr ein Produkt, d.h. etwas, das einen Bezug zum Thema hat (z.B. ein selbstgebautes Modell, eine Ausstellung, ein selbst hergestelltes Gericht etc.). Dazu beschreiben sie den Herstellungsprozess in ihrer Arbeit und präsentieren ihre Jahresarbeit vor ihren Lerngruppen. Zur Unterstützung suchen sie sich selbständig innerhalb des Pädagogenteams einen Betreuer. Diesen können sie im Verlauf ihrer Arbeit regelmäßig konsultieren und mit ihm anstehende Fragen besprechen. Der Betreuer schätzt sowohl den schriftlichen Teil der Jahresarbeit als auch das entstandene Produkt sowie die Präsentation ein.
In der 10. Klasse ist die Jahresarbeit Bestandteil des Montessori-Abschlusses unserer Schule.
Für Schüler, deren Ziel „Abitur“ heißt, stellen die Jahresarbeiten in den verschiedenen Klassenstufen eine ideale Vorbereitung auf die höchste Anforderung – das Erstellen einer Seminarfacharbeit in der gymnasialen Oberstufe – dar.
Abschlüsse
Kinder, die bei uns in einem Jahrgang gemeinsam eingeschult werden, lernen bis zum Zeitpunkt ihres individuellen Schulabschlusses gemeinsam. Folgende Schulabschlüsse können an unserer Gemeinschaftsschule erworben werden: Hauptschulabschluss, Qualifizierender Hauptschulabschluss, Realschulabschluss, schulischer Teil der Fachhochschulreife, Abitur.
Montessori Abschluss - Große praktische Arbeit (GPA)
Zusätzlich haben Schüler der Klassenstufe 10 auf dem Weg zum Realschulabschluss die Möglichkeit, einen Montessori-Abschluss zu erwerben. Dieser beinhaltet im Rahmen der Großen Praktischen Arbeit die Umsetzung eines Projektes in einer Gruppenarbeit, bei dem sich die Schüler tatsächlich in gesellschaftliche Prozesse einbringen. Siehe auch Erdkinderplan / Arbeiten und Wirtschaften (AWi). Die Bewertung geht für Schüler in den Realschulabschluss ein. Diejenigen, die nach der 8. Klasse den direkten Weg zum Abitur einschlagen, können keinen Montessori-Abschluss ablegen! Siehe auch Oberstufe / Einführungsphase
Dieser Informationsfilm wurde durch eine Gruppe Zehntklässler als das Produkt ihrer „Großen praktischen Arbeit“ konzipiert, gedreht, geschnitten und hier veröffentlicht.
Mit diesem Film wollte die angesprochene Schülergruppe ein Produkt erstellen, das auf niedrigschwellige Weise ermöglicht, sich einen Überblick über das Gesamtkonzept unserer Schule zu verschaffen.